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Ernst Jünger würde euch verachten – zur Störaktion der identitären Häschens auf der PoWi

Die selbst ernannte intellektuelle Rechte zeigt sich in den letzten Tagen tief erschüttert. Was war geschehen? Am Institut für Politikwissenschaft in Wien gab es einen Vortrag zu den Identitären im Rahmen der wunderbaren AntiFa-Woche der Studienvertretung. Die Genannten fanden es naturgemäß wenig lustig, das Objekt wissenschaftlicher Auseinandersetzung zu sein und versuchten die Veranstaltung zu stören. Das Opfer dieser Störaktion sollte vor allem ich, als weibliche Vortragende, sein. Wahnsinnig kreativ versuchten die Identitären mir Blumen zu überreichen, da das wohl die erste Assoziation ist, wenn sie bemerken, dass sie mit einer Frau interagieren müssen. Dieses altfadrische Denken ist bei Personen jenseits der 70 vielleicht ganz charmant, bei Menschen um die 20 beweist es nur, wie schwer sie sich offenbar damit tun, wenn Frauen in Bereichen tätig sind, die sie nur Männern zutrauen. Nun gut, die Rosen stinken zwar, aber rot eingefärbt sind sie eine nette Dekoration für meinen Rucksack. Die Störaktion war ebenso naturgemäß ein Reinfall. Die erste Person schaffte es noch einen Halbsatz herauszubringen, die letzten verließen schon ohne großen Aufhebens in Grüppchen den Raum und warfen mutlos die Rosen (habe ich erwähnt, dass die nicht einmal echt, sondern aus billigem Plastik waren?) zu Boden.

Neben den Rosenüberbringern und der einen -überbringerin fand sich Martin Lichtmesz in der ersten Reihe des Vortrags ein. Martin Lichtmesz inszeniert sich als Männerheld der Identitären in Wien. Fast schon klischeehaft wie der grüne Bobostudent von nebenan im Aussehen, schreibt er gegen die böse linke PC-Hegemonie und versucht sich in rechter Theoriearbeit. Dass er dabei mehr auf den Stil als auf den Inhalt achtet, mag am Milieu liegen. In einer kruden Mischung aus spengler’scher Untergangsromantik, evola’scher Schauerapokalyptik und jünger’schem Heldenpathos versucht er sich als George von Wien. Das ist irgendwie lieb, aber auch ein wenig redundant in der Lektüre. In einem Beitrag von 3sat (hier nachzusehen: http://www.youtube.com/watch?v=MIVAEIRawIo ) gibt er sich abgehoben und träumt von der rechten Revolution. Damals noch in Kreuzberg, wo er nicht ganz glücklich geworden zu sein scheint. Seit einigen Monaten versucht er in Wien, die neurechte Szene, die mit dem Funken (nein, nicht dem marxistischen, sondern dem Anderen) ihren Anfang genommen hat und nun in den Identitären gemündet ist, zu organisieren. Wie man hört, nicht immer friktionsfrei. Ganz so basisdemokratisch und anti-hierarchisch geht es nicht zu. Sowohl Lichtmesz als auch Alexander Markovics haben Begehrlichkeiten, als oberste Führungsfigur dazustehen. Der eine gibt sich als intellektueller Schriftsteller, der andere als aktionistischer Draufgänger. Beides sind natürlich Posen, die vor allem das eigene Ego befriedigen. Der große Intellektuelle schafft es nicht einmal, Marx korrekt zu zitieren, dem wagemutigen Draufgänger ist eine Kirche über mehrere Stunden zu kalt. Die Gegenbesetzung der Votivkirche war schließlich ein großes Fiasko. Vor allem, weil die Refugees ganz wunderbar reagiert haben, zum Anderen, weil die harten rechten Recken gar nicht so hart sind wie sie tun.

Besagter Vortrag auf der Politikwissenschaft hat sie nun ziemlich aus dem Konzept gebracht. Wir halten fest: Punkt 1: Störaktion ging ins Leere. Punkt 2: Herr Lichtmesz ist nur nervös auf seinem Sessel in der ersten Reihe hin und her gerutscht ohne einen Mucks von sich zu geben. Manchmal hatte es den Anschein, als nehme er nun all seinen Mut zusammen, aber dann ließ er es doch bleiben. Für jemanden, der zum Kulturkampf bläst, ist das eine sehr maue Bilanz. Das Wundenlecken ließ nicht lange auf sich warten. Rechtsextreme wären keine Rechtsextremen, würden sie nicht ihre Paradedisziplin, das Umdeuten von Opfern und Täter_innen, beherrschen. Nicht einen, nicht zwei, nicht drei, sondern ganze vier Artikel (and counting!) war ihnen der Vortragsabend wert. Es begann damit, dass sich die kleinen Kiddies der Identitären auf ihrer Facebook-Seite dafür feiern ließen, dass sie Rosen übergeben hätten. Dazu wurde mein Name und ein verwackelter Videoausschnitt aus dem Vortrag gepostet. Weniger lustig ist, dass dieser Link von ganz offenen Neonazis geteilt wurde. Hier zeigt sich nämlich das Publikum der Identitären. Sie geben sich bürgerlich-elitär, ihre Facebook-Community besteht aber zum größten Teil aus den selben alten Neonazis, die immer auf rechtsextremen Seiten zu finden sind. Das ist die Elite, die sie meinen. Weiter ging es mit einer (bis jetzt) zweiteiligen Serie auf Sezession von Herrn Lichtmesz. Er sorgt sich dort um die Linke, weil diese nämlich gegen rechts agiere, was Herr Lichtmesz für ziemlich daneben hält. Viel lieber würde er mit uns Marx und Adorno lesen. Das ist irgendwie putzig, aber um ein Rechter zu sein, den man auch ernst nehmen kann, sollte er vielleicht mit gutem Beispiel voran gehen. Dann klappt’s auch mit dem Zitieren.

Auch auf der Seite von Andreas Unterberger wurde über den Vortrag geschrieben. Herr Unterberger war einmal Chefredakteur der Presse und versucht sich seit einiger Zeit in selbstherrlicher Manier als Multiplikator in der Neuen Rechten. Zu diesem Zweck verbreitet er auf seiner Seite (für die man natürlich zahlen muss, ein guter alter Neoliberaler ist er selbstverständlich auch) alles, was das rechtsextreme Herz begehrt. Statistiken zu Migration, die so aufbereitet wurden, dass sie die eigenen Ressentiments bedienen und vielerlei Geschwurbel, das wiederum der Befriedigung der eigenen Eitelkeit dient. Dabei hat er keine unbeträchtliche Zahl an Jüngern um sich gesammelt , die sich sehr gerne ausnehmen lassen und an seinen Lippen hängen. Dort ist das Ganze schon etwas wehleidiger angegangen worden. Die bösen Linken hätten die adretten Rechten aus dem Saal geworfen und sie dabei nicht mit Glacé-Handschuhen angefasst. Daraufhin haben Letztere offenbar viel weinen müssen und ihre Gedanken in diesen nicht besonders lesenswerten Artikel gegossen.

Was lernen wir daraus? Rechtsextreme sind vor allem wehleidig und feig. Ihre Säulenheiligen, allen voran Ernst Jünger, würden sie damit nicht beeindrucken.

 

Falls ihr euch gefragt habt, was aus den gelben Blumen wurde – bitteschön:

roterosenauswien

 

3 thoughts on “Ernst Jünger würde euch verachten – zur Störaktion der identitären Häschens auf der PoWi

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